Kochbuch

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In unserer diesjährigen Projektwoche erstellten wir:

…ein Sammelkochbuch unter dem Titel „Fair Kochen“.

Das Kochbuch besteht aus einem Starter-Paket, indem einige Informationen über die SchülerFAIRma sowie den fairen Handel und die ersten drei Rezepte vorhanden sind. Dazu kaufen, kann man in kleineren Päckchen jeweils 3-4 weitere Rezepte, die mit Hilfe einer ab machbaren Buchschraube einfach hinzuzufügen sind. Auf den Rückseiten der Rezeptkarten sind spannende Informationen einer Zutat aus dem jeweiligen Rezept plus ein passendes Foto zu sehen.

Tag 19

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Wir befinden uns beinahe am Ende unserer Reise. Gegen fahren wir los, um zum Flughafen zu fahren, bei welchem wir uns von unserem Freund, dem Busfahrer verabschieden. Am Flughafen versuchen einige von uns noch, ihre letzten Cordobas loszuwerden, weil diese in Deutschland ja nur sehr eingeschränkt nutzbar sind. Um den Leser nicht mit unnötigen Flughafen Details zu quälen, kürze ich die Beschreibung an dieser Stelle ab, und sage einfach, dass wir das Flugzeug den Umständen entsprechend angenehm erreichten. Der Flug verläuft bis auf die Tatsache, dass Lotta meinen Fensterplatz geklaut hat >:(, einigermaßen ruhig.
In Atlanta erwarten wir, dass uns beim Aussteigen des Flugzeugs eine Menge Polizisten umzingeln, weil wir unerlaubter Weise Kakaoschoten mit uns führen, allerdings stellt sich diese Sorge als unbegründet heraus. Allerdings dürfen bei der nächsten Sicherheitskontrolle einige Mitglieder unserer famosen Reisegruppe ihr Handgepäck durchwühlen lassen. Während wir auf unseren Flug nach Frankfurt warten, fällt uns eine andere Schülergruppe auf, welche allem Anschein nach einen Schüleraustausch oder etwas Ähnliches in den Vereinigten Staaten von Amerika hinter sich hat. Wir sind aber im Moment nicht dazu aufgelegt, weitere Kontakte zu knüpfen, weshalb wir sie mehr oder weniger ignorieren.
Im Flugzeug komme ich endlich in den Wohlverdienten Genuss meines Fensterplatzes. Obwohl das Flugzeug zwischendrin recht heftig wackelt, kommen wir gut in Deutschland an. Wie erwartet begrüßen uns die 50 Grauschattierungen aus den Höhen des Himmels. Aber wie heißt es so schön? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Gut, dass die meisten daran gedacht haben, sich eine warme Jacke in das Handgepäck zu tun.
Während wir uns im Bus auf dem Weg nach Jena befinden denkt jeder von uns über den Austausch nach. Wir reflektieren die Ereignisse, die entstandenen Freundschaften und gesammelten Erfahrungen, denken über das Vergangene nach. Ein wichtiger Gedanke ist allerdings auch, wie es nach dieser Reise weiter gehen soll. Ein wichtiges Ziel wird auf jeden Fall sein, einen regen Kontakt zu den Nicaraguanern aufrecht zu erhalten. Außerdem wäre es wundervoll, wenn wir unseren Latino-Freunden für den hoffentlich eintretenden Fall eines Rücktausches ebenso gute Gastgeber sein können, wie sie es für uns waren. Sicher können wir von ihnen noch weit mehr lernen, als wir das in den vergangenen Wochen getan haben. Mit Gewissheit kann ich sagen, es wird kaum unzufriedene Gesichter nach einem so gelungenen Austausch geben.
Bis zum nächsten Mal!

-Sandro-

Der heilige Fensterplatz

Der heilige Fensterplatz

Tag 18

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Bildschirmfoto 2016-03-06 um 17.55.17

Heute war unser letzter Tag im schönen Nicaragua. Der Morgen begann mit unserem letzten Frühstück bei Doña Lillia mit ganz vielen Früchten, Gallo Pinto und Toast mit Avocado. Danach machten wir uns auf zu unserem Abschlusstag am Meer. Zusammen mit den Nicas fuhren wir in unseren Kleinbussen an den Pazifik. Schon als wir den Ozean durch die Fenster des Busses sahen wollten wir uns sofort hinein stürzen. Wir kamen an einem schönen Sandstrand an, den wir ganz für uns alleine hatten. Das Meerwasser war angenehm kühl und salzig. Wie beim letzten Mal gab es schöne große Wellen in die man sich reinstürzen konnte.
Zum Mittagessen hatten alle etwas mitgebracht. Also gab es ein reichliches Buffet mit Gallo Pinto, süßen Früchten, Käse, Reis und vielem mehr.
Nach dem Mittagessen versammelten wir uns noch zu einer kleinen Auswertungsrunde in welcher jeder sagen sollte, was ihm gut gefallen hat, was nicht so gut war und was besonders in Erinnerung geblieben ist. Es steht fest, dass alle eine schöne Zeit hatten und viel für sich selber mitnehmen konnten. Wir beschlossen, dass die Kommunikation zwischen den beiden Ländern noch intensiver werden soll und dass wir weiterhin Spanisch lernen um uns noch besser verständigen zu können.
Die Nicas hatten für uns noch eine Überraschung parat. Jeder von uns bekam ein selbstgemachtes Armband, mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben geschenkt. So haben wir alle etwas, was uns täglich an diese erlebnisreichen drei Wochen erinnern wird. Nach eine letzten gemeinsamen Bad im Meer mussten wir uns dann schweren Herzens von einander verabschieden. Doch wir sagten uns nicht tschüss sondern bis bald, denn wir möchten nun auch den Nicas unsere Welt zeigen und sie sobald es möglich ist zu uns nach Deutschland einladen.
Wir möchten uns hier nun auch nochmal bei allen bedanken, die dafür gesorgt haben, dass dieser Austausch so geklappt hat. Zu einem Austausch gehört immer sehr viel Vorbereitung, sehr viel Weitsicht und Struktur aber auch während dessen viel Flexibilität und Koordierungsgeschick. Ohne die Menschen, welche im Hintergrund agiert haben wäre dieser Austausch nicht möglich gewesen.

-Fiona-

 

Abschiedsgeschenke

Abschiedsgeschenke

Eine kleine Reflexionsrunde

Eine kleine Reflexionsrunde

Tag 17

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Karnevalsumzug Granada

Karnevalsumzug Granada

Vom Geräusch des Ventilators in unserem Hotel geweckt, beschlossen wir aufzustehen, da es eh schon morgens war. Wir machten uns also auf den Weg, um Frühstück zu finden. Wir liefen hungrig und noch ein Bisschen müde durch halb Granada, bis wir dann doch ein Hotel fanden, welches ein Frühstücksbuffet anbot. Wir fackelten also nicht lange und bezahlten die geringen Eintrittskosten ins Schlaraffenland. Einmal drinnen, konnten wir uns so viel Essen vom Buffet nehmen, wie unser hungriger Bauch begehrte. Das Buffet umfasste alle Speisen, welche man in Nicaragua typischerweise frühstückt, wie zum Beispiel Gallo Pinto, Tortilla und Queso Frito, aber auch Toast, Marmelade und Joghurt. Das Beste war allerdings, die Möglichkeit sich bei den Hotelmitarbeitern einige Speisen zu bestellen, welche dann an den Tisch geliefert wurden. So konnte man sich zum Beispiel Pancakes oder Omelett bestellen. Diesen Lieferservice nutzen wir so extrem, das wir nach c.a.2 Stunden ausgelassenem Gelage immer weiter mit Essen versorgt wurden welches wir nicht bestellt hatten. Ein Grund für unseren unnatürlichen Hunger war die Tatsache, dass uns prophezeit wurde es gäbe heute kein Mittagsessen. Nachdem wir uns irgendwie aus dem Hotel befördert hatten, was nicht leicht war, da unsere Bäuche während des Festmahls auf die doppelte Größe angeschwollen waren, oder wir uns zumindest so fühlten, wollten wir uns zum Lago Cocibolca, dem Nicaraguasee begeben. Da es anscheinend einen Streik der Taxifahrer, oder so etwas in Granada gab, mussten wir den Weg zum Wasser laufen, was aber nicht allzu sehr schmerzte, da wir eh noch keinen Morgensport gemacht hatten. Auf dem Weg zum See konnte man weitere Vorbereitungen für das Poesiefestival beobachten, welches bereits am Vortag eröffnet wurde. Am Wasser abgekommen mussten wir noch zu den Booten laufen, da wir von dort aus eine Tour in den Islettas von Granada machen wollten. Auf dem Weg überfielen uns Unmengen von Mücken, welche den Boden komplett überdeckte, so dass man dachte man laufe auf einem Fliegenteppich. Als wir die Bootsstege erreichten, machte uns ein Nicaraguaner in grünem T-Shirt ein Angebot, dass wir mit seinem Boot durch die Islettas fahren könnten, selbstverständlich für eine finanzielle Gegenleistung. Da das eh unser Plan war, nahmen wir dankend an. Wir gingen über einen schmalen Holzsteg zu seinem Boot, wo wir uns orangefarbenen Schwimmwesten anlegten und danach fühlten wie Michellinmännchen. Die Tour begann und unser kleines Boot tanzte über die Wellen in Richtung der 365 kleinen Inseln, welche angeblich bei einem Ausbruch des Vulkans Mombacho entstanden, wie unser Fahrer uns erzählte. Die meisten der Inseln an denen wir vorbeikamen waren mit Ferienvillen bebaut und gehörten reichen Familien Nicaraguas, wie zum Beispiel den Leuten die den berühmten nicaraguanischen Rum Flor de Caña brauen oder den Besitzern einer großen Kaffekette. Außerdem konnte man viele Kraniche, welche das ganze Jahr in Nicaragua bleiben, sehen. Dann fuhr uns unser Fahrer zu einer sogenannten Affeninsel. Diese gehört seiner Aussage nach einem Tierarzt und trägt ihren Namen zurecht, da auf ihr 4 Affen leben. Diese Affen gehören der Gattung der Weißkopfaffen an und wurden von unzähligen, mit Touristen gefüllten Booten umringt. Davon ließen sie sich nicht beirren und nahmen Essen von den Touristen, auch wir gaben ihnen ein Stück Banane. Sie hüpften sogar auf ein Boot, aus der Hoffnung heraus, man könnte noch mehr Futter ergattern. Als wir genug von den Affen hatten fuhren wir noch zu einer Insel, auf welcher ein Baum mit „Zauberbananen“ stand. Diese waren längliche Blüten welche tatsächlich einer Banane ähnelten. Man konnte ihre Schale abziehen, wodurch eine wunderschöne Rote Blüte zum Vorschein kam, was den Eindruck erweckte, man hätte die schöne Blume aus der Banane hervorgezaubert. Außerdem gab es eine Wasserpflanze, welche eine schöne weiß-gelbliche Blume besaß, auf welcher kleine Vögel rumspazierten. Danach machen wir uns auf den Weg zurück zum Steg, da wir uns noch mit unseren nicaraguanischen Austauschschülern treffen wollten, um gemeinsam das Poesiefestival zu genießen. Als ihr Bus angekommen war, gingen wir gemeinsam in den Park Granadas, von welchem wir zur Casa de los 3 Mundos gingen, von welcher wir uns irgendwelche kulturellen Beiträge erhofften. Dort angekommen, waren allerdings nur Bilder der Künstler, welche beim Poesiefestival auftreten zu sehen. Davon nicht allzu begeistert gingen wir wieder auf die Straßen, um dort auf den Ständen eventuelle Erweiterung für die Sammlung der Bibliothek in Dulce Nombre zu finden. Dabei nur mäßig erfolgreich machten wir uns auf den Weg um die traditionellen Tänze auf der Straße zu beobachten welche bald anfangen sollten. Diese fanden in einer Art Umzug statt, bei welchem sie sich von der Eröffnungsbühne in Richtung des Nicaraguasees bewegten. Dabei konnten man quasi alle Traditionellen Tänze Nicaraguas beobachten, wie zum Beispiel den Güegüense, aber auch andere Verkleidete Künstler waren zu sehen, wie zum Beispiel ein kleiner Junge als El Chapo oder ein Ruben Darío der mit Ernesto Cardenal zusammen der Menge winkt. Nachdem wir dieses einmalige Spektakel bewundert hatten, machten wir uns in Richtung des Sees, da wir ihn uns noch einmal gemeinsam angucken wollten. Leider war die Luft um den See herum voller Mücken und die Nicas mussten zurück nach Dulce Nombre, weshalb wir nach ein paar Fotos wieder den Rückweg antraten. Nachdem wir uns von den Austauschschülern verabschiedet hatten, blieb uns noch eine Stunde, bis wir dann auch zurück nach San Marcos fuhren, um uns dort erschöpft ins Bett fallen zu lassen.

-Alexis-

 

Tag 16

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Ein Sonnenstrahl kitzelt uns an der Nasenspitze wach. Wir betrachten ihn als frechen Boten für einen neuen Tag, welcher wie erwartet ein straffes Programm für uns bereithält. Um nicht nur uns, sondern auch unserem Busfahrer einen schönen Start in den Tag zu ermöglichen, beschlossen wir, ausnahmsweise mal pünktlich zu sein. Als wir dann so willig und bereit vor dem Hostel stehen trifft uns der Schlag der Erkenntnis: Nicht nur wir können unpünktlich sein. Unser Fahrer ist allen Ernstes noch nicht da! Nun, immerhin bekommen wir mal Gelegenheit, über unser Verhalten nachzudenken. Also war diese Imitation seitens des Busfahrers in gewisser Weise wie der erhobene Finger einer mahnenden Mutter, welche dem Kind durch den Fingerzeig klar macht, dass sein Verhalten ein Fauxpas war. Gewiss wird uns diese Lektion weit länger im Gedächtnis bleiben als jede Moralpredigt. Auf jeden Fall sind wir froh, dass unserem Chauffeur nichts Ernstes zugestoßen ist und er kurze Zeit später eintrifft, um uns zum Vulkan Mombacho zu fahren.
Wir besteigen einen großen LKW, welcher einen Motor besitzt, der uns die sehr steile Straße nach oben fährt. Auf dem Weg zur Gipfelstation des Vulkans legen wir eine kurze Pause ein, welche wir zum Genießen der Aussicht nutzen. Von hier aus kann man schon einige Dinge erkennen, wie zum Beispiel eine Menge Bäume, ein paar vereinzelte Häuser und eine Stadt namens Granada. Nach der zweiten Etappe unserer aufregenden Fahrt finden wir uns vor einem Gebäude wieder, welches uns als ein Museum vorgestellt wird. Hier darf man sich einige eingelegte Schlangen, Knochen von Säugetieren, aufgespießte Insekten, welchen man die stummen Schreie von den Lippen ablesen kann, und andere spannende Sachen ansehen. Auch ein Modell des Vulkans gibt es hier, an welchem wir uns die verschiedenen, zur Auswahl stehenden Touren erklären lassen. Aufgrund des LKW-Fahrplanes entscheiden wir uns für eine Wanderung von mittlerer Größe sowie annehmbarer Schwierigkeitsstufe. Für diesen Zweck spalten wir unsere Gruppe in zwei Zellen auf, welche mit kurzer Zeitverzögerung den Mombacho unsicher machen. Unterwegs lernen wir unglaubliche Dinge, so funktioniert der Wald auf dem Vulkan wie ein Wasserspeicher, welcher sich bei Feuchtigkeit vollsaugt. Als ich unseren Guide darauf ansprach, dass ich bisher nur von einem Schwamm gehört habe, welcher in einer Ananas wohnt, allerdings noch nie ein Wort über Ananasse aufschnappte, welche in einem riesigen Schwamm wohnen erfuhr ich, dass es hier gar keine Ananasse gibt. Diese merkwürdigen Gewächse, welche wild an jedem Stamm wuchern sind viel mehr Bromelien, welche angeblich symbiotische Lebensgemeinschaften mit den Bäumen bilden. Neben den Bromelien wachsen aber auch einige Orchideen, von welchen die meisten im Moment allerdings nicht in Blüte stehen. Wir sehen uns einen Krater des Vulkans an, welcher unter einem dichten Blätterdach begraben liegt. In diesem Moment erscheint es uns unvorstellbar, dass es sich bei diesem Berg um einen aktiven Vulkan handelt, wenngleich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches sehr gering ist. Selbst bei unserem größten Staunen können wir unsere Kinnladen längst nicht so weit herunterklappen, wie es die Brüllaffen tun, welche mit ihrem Geschrei eine musikalische Untermalung darbieten. Beim Verlassen des Nebelwaldes fällt uns sofort auf, wie schnell sich das Klima und damit die Vegetation verändert haben. Man läuft nur einen Schritt aus der feuchten Wolke heraus, und sofort empfängt einen eine trockenere Umgebung mit anderen Pflanzen. Orchideen gibt es aber auch hier. So finden wir eine wunderschöne, violette Blüte, welche wir bereits im Wald zu sehen bekommen hatten. Allerdings fällt uns sofort auf, wie viel kräftiger die Blume durch das trockenere Umfeld und den Boden hier geworden ist. Wir konnten von einem Aussichtspunkt über eine große Entfernung auf das Land zu unseren Füßen blicken. Wir sahen den gigantischen Nicaraguasee, an welchem die Stadt Granada liegt. Auch erblickten wir die 365 Inselchen, welche vor Granada im Wasser sitzen. Die Entstehung dieser Inseln ist noch nicht vollends geklärt, also kann ein vulkanischer Ursprung nicht ausgeschlossen werden. Als wir die dampfenden Fumarolen sehen, erscheint es uns weit weniger fern, dass dieser steinerne Riese, auf welchem wir wandern, lediglich schläft. Diese Löcher speien ununterbrochen gasförmiges Wasser und einen schwefeligen Geruch aus.
Wieder im Microbus sind wir noch ein wenig betäubt von der Schönheit dieses Berges. Gemischt mit den Schwefeldämpfen vom Gipfel und der Vorfreude, mit welcher wir unserem nächsten Ziel, der ehemaligen Hauptstadt Granada, entgegenfiebern entsteht eine magische Müdigkeit, welche uns dösig macht. Für ein Nickerchen bleibt aber nicht viel Zeit, denn Granada ist schnell erreicht. Hier genießen wir neben der faszinierenden Kirche ein beflügelndes Poesiefestival. Zwar verstehen die meisten von uns nicht genug Spanisch, um die Gedichte zu verstehen, aber trotzdem erkennen die meisten von uns, dass wir es hier mit wahren Meisterwerken zu tun haben, womit ich sowohl die Gedichte selbst, als auch die Rezitationen. Da es sich um ein internationales Festival handelt, kann man ausgezeichnet die verschiedensten Variationen der Spanischen Sprache vergleichen. Die Vielfalt ist gigantisch, das Sprachspektrum reicht von Argentinischer bis zu Japanischer Aussprache und Intonation. Nach dem Vorlesen der literarischen Kunststücke beehrt uns ein angeblich überaus berühmter Musiker mit dem melodischen Klang seiner Stimme. Diesen Kerl haben wir übrigens schon beim Mittagessen am Nachbartisch beobachten können, allerdings hätte ich damals nicht gedacht, dass er nicht nur große Töne spuckt, sondern dies auch noch auf eine so bezaubernde Art macht. Als der Herr mit Singen fertig ist, beschließen wir, schlafen zu gehen, um uns für einen weiteren Tag zu kräftigen.

-Sandro-

Blick über Granada

Blick über Granada

Lila Orchidee

Lila Orchidee

Schild auf dem Vulkanwanderweg

Schild auf dem Vulkanwanderweg

Im Nebelwald

Im Nebelwald

 

Tag 15

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Taschen aus recyceltem Material

Taschen aus recyceltem Material

Das "Motto" des Frauenzentrums

Das „Motto“ des Frauenzentrums

Zu unserem Erstaunen konnten wir, obwohl wir in einem 20 Personen Zimmer schliefen, erholsam schlafen und genug Energie für den nächsten Tag schöpfen. Der „Schlafsaal“ lag in Mitten eines grünen, mit vielen Blumen bewachsenen Gartens. Dieser Ort war einst ein gewöhnliches Stück Land und wurde erst von der Italienerin Maria Cavallieri in ein Frauenzentrum verwandelt. Dieses besteht aus verschiedenen Frauenkooperativen, welche den Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist die Weberei, welche wir uns anschauen durften. In dieser arbeiten 4 Frauen seit 13 Jahren. Die Kooperative gibt ihnen die Möglichkeit Weiterbildungen zu besuchen und ihr Handwerk zu verbessern. Beeindruckend war für uns, dass die Frauen in der Weberei all ihre Probleme zeitweise vergessen und sich ganz ihrer Kunst widmen. Das bisschen Geld was sie verdienen behalten sie nicht etwa für sich, sondern geben es an ihre Kinder weiter,damit sie zur Schule gehen können. Neben dem konventionellen Weben von Baumwollfäden verwenden die Frauen auch alte Plastiksäcke um neue Taschen und Rucksäcke herzustellen. Bevor wir uns auf den Weg nach Hause machten, nutzten wir die Gelegenheit das schöne Gelände noch einmal genauer zu besichtigen. In San Marcos angekommen und beim Betreten des Hotels fühlten wir uns wie zu Hause.

-Julia und Fiona-

 

Tag 14

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Nach einem ausgedehnten, gemeinsamen Frühstück mit dem Filmteam, ging es heute für uns alle in eine kleine Schokoladenfabrik. Dort bekamen wir die Möglichkeit, uns die einzelnen Schritte der Schokoladenherstellung genauer anzuschauen und auch selber Schokolade zu machen. Nachdem wir bereits gesehen hatten, wie Kakao angebaut und geerntet wird, war es nun besonders interessant für uns, zu sehen, wie aus Kakao letztendlich die Schokolade wird:
Zunächst werden die fermentierten und getrockneten Kakaobohnen bei 113-115°C geröstet, sodass die Schale leichter abgelöst werden kann. Eine Maschine trennt mithilfe einer Schleuder Schalen und Kakao, so können erstere noch als Tee oder auch als Dünger weiterverwendet werden.
Der Kakao wird nun in unterschiedlichen Verhältnissen mit Zucker vermischt und fünfmal gemahlen, dabei tritt Öl aus dem Pulver aus, was das Ganze zu einer dickflüssigen Creme macht. Danach lässt man die Masse für einen Tag ruhen. Für die Verarbeitung mit verschiedenen Aromen, wie Orange, Kaffee oder Erdnuss, wird die Masse in der Mikrowelle dann erneut verflüssigt und im Mixer für 3 Stunden bei 45°C gut durchgerührt. Anschließend muss die Masse vorsichtig auf 33°C abgekühlt werden, um sie per Hand in die Formen abzufüllen. Hierbei ist es wichtig, dass in der Schokolade keine Bläschen entstehen. Zum Schluss kommt das Ganze bei 7°C für nur 10 Minuten in den Kühlschrank und wird anschließend per Hand verpackt. Die Schokolade ist zu 100% natürlich vegan und sehr lecker!
Nachdem wir beim Mittag gleich weitergegessen hatten, haben wir uns auf den Weg zu dem kleinen Dorf El Plomo gemacht, wo wir eine Frauenkooperative besuchten, in der Schmuck hergestellt wird.
Wieder wurden wir sehr herzlich empfangen und haben von einer der Mitbegründerinnen sehr viel über das Schmuckhandwerk, vor allem aber über die Werkstatt und die Arbeit der Frauen erfahren, die dort nun seit neun Jahren arbeiten:
Die Idee dieser Kooperative hat sich aus dem Willen ergeben, eigenständig, ehrlich und unabhängig einer Arbeit nachzugehen, um sein Leben selbst in die Hand nehmen zu können. Dieses Bedürfnis bewegte die zu Anfang noch acht Frauen, sich zusammenzuschließen, da die Situation für Arbeitsmöglichkeiten von Frauen in Nicaragua derzeit sehr schwierig ist. Besonders für diejenigen, denen ein Schulabschluss nicht ermöglicht werden konnte. So begannen sie, gemeinsam Marmelade herzustellen und zu verkaufen. Dies brachte aber nahezu keinen Gewinn ein und so trennten sich bald vier der Frauen von der Gruppe. Die anderen vier widmeten sich nun der Schmuckherstellung aus Pflanzensamen. Die Handkniffe dazu brachten sie sich alle selbst bei. Seit dem entstehen dort wunderschöne Schmuckstücke, die mit verschiedensten Techniken und aus 21 verschiedenen Samensorten angefertigt werden.
Mit dem geringen Einkommen daraus können nun beispielsweise Materialien bezahlt werden, aber einen Gewinn können die Frauen noch immer nicht erzielen und so reicht das Geld lange nicht zum Leben aus. Dennoch ist es ihnen gelungen mit mühsamen Ersparnissen und kleineren Krediten eine Werkstatt aufzubauen. In dem kleinen Dorf hat die Kooperative ein recht gutes Ansehen. Beispielsweise werden von dort auch Schulhefte und andere Materialien an die Schulkinder im Dorf ausgegeben. Im Gegenzug sammeln die Kinder den Frauen Samen für den Schmuck und können verschiedene Techniken erlernen.
Beeindruckt hat uns hier die spürbare Begeisterung der Frauen von ihrer Arbeit, sowie der Stolz auf das, was sie tun und erreichen. Faszinierend war auch die Energie, immer weiter zu machen, auch wenn es ungewöhnlich und hart ist. Das bewegte uns alle natürlich dazu, viel von unserem Geld dort zu lassen und dafür ein paar der schönen Schmuckstücke mitzunehmen.
Danach fuhren wir weiter, in die Nähe von Madagalpa, der Hauptstadt dieses Gebietes. Dort wollten wir über Nacht in der großen Frauenkooperative Fundacion Maria Cavalleri bleiben. Das Anwesen glich einer kleinen Oase und war auch verbunden mit einer Finca rings herum.
Den Abend verbrachten wir jedoch in Madagalpa. Und da der Valentinstag hier von sehr großer Bedeutung ist, wimmelte es auf allen Straßen nur so von Pärchen und Freunden. An jeder Ecke gab es laute Musik mit tanzenden Leuten und tausende von Ständen, an denen sich das Essen lohnte.
Beflügelt von der rasanten Kultur fuhren wir zurück in die Kooperative, wo einige von uns die Umgebung noch bei Nacht erkundeten.

-Lotta-

Verrühren der Schokolade

Verrühren der Schokolade

Tag 13

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Als wir heute Morgen nach einer schlaferfüllten Nacht aufwachten waren wir etwas irritiert von dem Geräusch des Regens auf den Wellblechdächern über uns. Anscheinend gilt die Trockenzeit nicht bei einer Höhe von ca. 1300m. Wir kramten unsere Regenjacken raus und machten uns auf den Weg zu der Finca von Gestern. Doch diesmal waren das Filmteam, das nach den Komplikationen mit der Kamera nachgekommen war, sowie der Landwirt der biologisch bewirtschafteten Finca vor Ort und er erzählte uns etwas über den Unterschied zu herkömmlichen Fincas. Die Kakao und Kaffeepflanzen werden hier gemischt mit verschiedenen Bäumen gepflanzt. So entstehen keine Monokulturen und die Kaffeepflanzen profitieren von dem Schatten der Kakaopflanzen. Zum Düngen werden die Schalen der Kaffeebohnen zusammen mit Mist verwendet. Gegen Krankheiten geht der Bauer nur mit Kalk und Schwefel vor. Er hat uns erzählt, dass die Finca als er das Land gekauft hat nur mit Mais bepflanzt war. Dadurch war der Boden zerstört und die natürliche Quelle ausgetrocknet. Er hat angefangen das Land wieder aufzuforsten. Erst nach sechs Jahren war das Land wieder vollständig regeneriert und sogar die natürliche Quelle ist wieder gekommen. Das hat uns gezeigt, dass die Wiederaufforstungsprojekte, die es hier überall gibt, tatsächlich viel erreichen können. Als nächstes fuhren wir zu einer Kaffeefinca. Dort wurde uns angeboten selber einmal Kaffee zu ernten, was wir natürlich gerne ausprobieren wollten. Jeder von uns bekam einen Bastkorb, den wir uns um die Hüfte binden sollten. Anschließend gingen wir zu den Plantagen und fingen an, zu pflücken. Wir sollten nur die roten Früchte sammeln. Leider waren gerade erst die Pflanzen abgeerntet wurden, weshalb wir nicht sehr viele reife Früchte ernten konnten. Danach wurde die Ernte in eine Maschine gekippt, welche die Schalen der Bohnen entfernt. Der Kaffee muss je nach Temperatur bis zu 8h fermentieren. (Die Fermentierung ist ein chemischer Prozess mit Hilfe von Bakterien.) Danach wird das Fruchtfleisch um die Bohnen abgespült und anschließend zum Trocknen in die Sonne gelegt. Nach dem leckeren Mittagessen (natürlich Reis mit Bohnen) backten wir leckere kleine Brötchen. Diese schmecken wie Milchbrötchen aber bekommen durch den Steinofen ein rauchigeres Aroma und sind knackiger. Das schöne ist, dass man sie auch sehr leicht in Deutschland nachbacken kann. Man benötigt nur: 450g Mehl, 1 Ei, 1/2 Tasse Zucker, 1/2 Tasse geschmolzene Margarine, 1 TL. Backpulver und Buttermilch. Man mischt erst alles außer die Buttermilch zusammen und mixt dann so viel Buttermilch dazu, dass ein klebriger Teig entsteht. Das Ganze formt man zu kleinen Kugeln, streut Zucker drauf und bäckt es im Ofen bis es gold-braun ist. Der letzte Tagespunkt war eine kleine Keramikkooperative. Diese wird von 11 Frauen betrieben und das Wissen wird immer an die Töchter weitergegeben. Diese Kooperative ist berühmt für ihre „ceramica negra“, also die schwarze Keramik. Uns wurden die zwölf Schritte erklärt, die es benötigt bis man schließlich das fertige Produkt erhält. Der Ton wird 3 km weiter ausgegraben und zu Fuß in den Ort getragen. Dort wird er zunächst zerkleinert und 3 Tage lang eingeweicht. Das Ergebnis wird in eine Steinwanne gesiebt und das Wasser muss verdunsten. Dann erst ist der Ton fertig zum Formen. Das passiert in einem kleinen Raum mit zwei Drehscheiben, welche man durch seine Füße zum Drehen bringt. Wenn die Form fertig ist, wird sie glatt gemacht und dann zum ersten Mal poliert. Dann wir die Keramik zunächst in der Sonne getrocknet und vor dem Brennen nochmal poliert. Man poliert die Keramiken mit rundgeschliffenen Steinen aus dem Meer. In dem Steinofen können bis zu 150 Teile auf 700 C erhitzt werden. Doch jetzt ist die „Cerámica Negra“ noch nicht schwarz sondern rot-braun. Für die Färbung wird die Keramik direkt nach dem Brennen in Pinienzweige und Blätter gelegt, welche sich durch die Hitze entzünden und Rauch entwickeln. Dieser Rauch färbt die Keramik nachtschwarz. Am nächsten Tag werden die Keramiken gereinigt und verziert. Das heißt, dass mit einer Fahrradspeiche Muster hineingeritzt werden. Die fertigen Produkte werden in ihrem kleinen Laden vor Ort, aber auch in der Stadt und in anderen Kooperativen verkauft. Wir durften selber mit Hilfe von den Frauen einen kleinen Teller formen und stellten fest, dass wir ohne ihre Hilfe aufgeschmissen gewesen wären. Uns wurde erzählt, dass man 1 Monat braucht, um zu lernen wie man einen perfekten Teller macht. Nach dem wir nochmal in dem kleinen Lädchen gestöbert haben, sind wir nach Jinotega gefahren, wo wir übernachteten. Auf dem Weg dahin konnten wir noch einen wunderschönen Regenbogen beobachten, was in der Trockenzeit schon eine Seltenheit ist.

-Fiona-

 

 

Tag 12

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Der heutige Tag begann für uns mit einer sehr kalten Dusche und einem leckeren Frühstück in el Cua. Wir hatten in einer kleinen einfachen Pension übernachtet und starteten diesen Morgen um 8 zur Besichtigung der ersten Finca. Der Weg dorthin war sehr abenteuerlich und wir hatten ihn an vielen Stellen nicht für befahrbar gehalten. Aber mit genügend Geschwindigkeit und Zuversicht ging alles gut und auch der ein oder andere Fluss wurde mit dem Auto durchquert. Als wir schließlich in der Finca angekommen waren, regnete es relativ stark, was nicht besonders typisch für diese Jahreszeit ist. Wir machten uns aber trotzdem gemeinsam mit dem Bauern auf, in Richtung Kakaopflanzen. Auf dem Weg erklärte er uns einiges über die Finca und über Kakao allgemein. Diese Finca ist ungefähr 65 Manzanas groß, was 130 Hektar sind. Auf diesen wird Kaffee und Kakao angebaut, aber auch andere Pflanzen wie Bananen, Gewürze und andere Früchte. Doch wir haben uns nur die Kakaopflanze genauer angesehen. Die Pflanze an sich wird bis zu 7 Meter hoch und wird nach einem bestimmten Schema gestutzt, damit man die Früchte besser ernten kann und sie mehr Früchte trägt. An einem Baum hängen normalerweise bis zu 50 Früchte, die erst grün, dann rot und dann gelb werden. Je nach Sorte können sie dann verschiedene Farben zum Zeitpunkt der Ernte haben. Das interessante ist, dass die Pflanze permanent Blüten und Früchte hat, was bedeutet, dass man das ganze Jahr über ernten kann. Doch trotzdem gibt es die meisten reifen Früchte zwischen August und September. Nachdem wir noch einiges mehr über die Pflege und die Ernte des Kakaos erfahren hatten, waren wir selbst gefragt und jeder durfte eine reife Schote ernten. Danach sind wir wieder zurück zu den Autos gelaufen und weiter zur nächsten Station gefahren: Ein Standort von Sopexxca mit einer Art Jugendherberge, wo wir die nächste Nacht verbringen sollten. Dort sind wir dann nach einer weiteren recht turbulenten Fahrt angekommen und mit einem leckeren Mittagessen begrüßt worden. Nach dem Mittag ging es schon gleich weiter zur nächsten Finca, die ebenfalls vorrangig Kaffee und Kakao anbaut. Diese legte jedoch, im Gegensatz zu der Ersten, Wert auf organischen Anbau und verwendete keine Schädlingsbekämpfungsmittel oder Ähnliches. Dort sahen wir uns genauer den Prozess der Kreuzung an, denn das wird häufig gemacht. Dabei setzt man an einen schwächeren Baum, der beispielsweise nicht so viele Früchte trägt, einen kleinen Zweig eines anderen Baums an und dadurch wird er stärker. Leider funktioniert das nicht immer so gut und teilweise brechen die kleinen Zweige wieder ab und vertrocknen. Schließlich sind wir dann wieder zurück gelaufen und haben den, in verschiedensten Grüntönen leuchtenden Urwald und die Plantagen im Licht der untergehenden Sonne bewundert. Zurück bei Sopexxca haben wir noch einen kleinen Film über die Kooperative gesehen und hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und genaueres über sie zu erfahren. Anschließend gab es Abendbrot und ein kleines Kulturprogram mit traditionellen Tanzeinlagen von einigen Leuten aus der Gemeinde. Das war sehr interessant und später spielte auch noch eine kleine Musikgruppe für uns. Bei einem gemütlichen Lagerfeuer hatten wir die Möglichkeit, uns über das gemeinsame Tanzen besser kennenzulernen, was uns allen viel Freude bereitet hat. Der Abend klang dann langsam aus und wir legten uns unter unseren Moskitonetzen zur Ruhe…

-Frieda-

 

Ernten einer reifen Kakaobohne

Ernten einer reifen Kakaobohne

Tag 11

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Der Tag des vielen Fahrens

Wie immer stehen wir in größtmöglicher Frühe, vollkommen unausgeschlafen auf, um den größten Anteil unseres Gepäcks an einem sicheren Ort zu verstauen. Schließlich ist heute der Tag, der als der Tag in die Geschichte eingehen wird, an welchem wir in den Norden Nicaraguas aufbrechen werden. Planmäßig holen wir zuerst unsere nicaraguanischen Brüder und Schwestern ab, dann das Kamerateam und sein Equipment vom Flughafen in Managua. Das Filmteam von JenaTV wird uns die nächsten Tage im Norden begleiten, um einen Film über unseren Austausch zu drehen. Der erste Teil des Masterplans ist gut und schnell erledigt, während der nächste Abschnitt nicht in der Art und Weise erfüllt werden kann, wie es angedacht war. Am Flughafen ereilt uns die Hiobsbotschaft, dass die Ausrüstung der Filmtruppe konfisziert wurde, da ihnen irgendeine Genehmigung fehlt, welche ihnen ein problemloses Einreisen mit Filmutensilien dieser Dimensionen ermöglicht. Mir ist nicht gänzlich bekannt, aus welchem Grund derartige Hindernisse bei der Einfuhr solcher Gegenstände bestehen, aber vermutlich bestehen politische Hintergründe. Wir versuchen natürlich, die Flughafenbehörde davon zu überzeugen, dass der geplante Film über unseren Nicaraguaaustausch keinerlei Bedrohung für das politische Machtmonopol des Präsidentenpaares ist. Allerdings ist unser Erfolg lediglich darauf beschränkt, dass wir an das Ministerium für Tourismus verwiesen werden, welches wir prompt aufsuchen, um die Freilassung der Kameras zu beantragen, welche sich unverhofft in der Rolle politischer Gefangener sahen. Auf dem Weg dahin legen sich unsere Gesichter in Sorgenfalten, denn ein solcher bürokratischer Pfad verläuft sich schnell in einer Sackgasse oder führt durch einen solchen Anträgesumpf, dass das Durchqueren Monate dauern kann, Zeit die wir nicht haben. Als wir beim Ministerium angekommen sind, entspannen sich die Falten zumindest für einen Augenblick und weichen einem breiten Grinsen, denn das Ministerium für Tourismus, welches eben noch bedrohliche Schatten auf unsere Planung warf, gleicht von außen eher einer mediterranen Eisdiele. Die Größe ist, soweit ich das beurteilen kann, beinahe identisch, mit der Stärke der Besetzung sieht es ähnlich aus, und die Außenscheiben zieren mindestens genauso lustige, bunte Werbebilder. Der einzige größere Unterschied scheint der schwer bewaffnete Sicherheitsbeauftragte zu sein, welcher mit stummem Blick Wache hält. Im Ministerium sehen wir Schüler uns weitestgehend machtlos, weshalb wir draußen auf ein von den Erwachsenen erzieltes Ergebnis warten. Letztendlich lassen wir das Filmteam allein zurück, da wir schon genug Zeit verstrichen ließen. Nach langer Fahrt erreichen wir Jinotega, eine im Norden Nicaraguas liegende Stadt. Nachdem wir eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen haben, fahren wir zu einer Produktionsstätte, in welcher Kakaobohnen getrocknet und fermentiert werden. Dort bekommen wir einen detaillierten Einblick in diese wichtigen Schritte bei der Schokoladenherstellung. Ebenso erhalten wir eine erste Gelegenheit, unsere Fragen zu der Organisation „Sopexxca“ zu stellen. Sopexxca ist ein Dachverband für verschiedene Kooperativen und wird die nächsten Tage unsere Touren leiten. Nach weiteren Stunden Fahrt im Bus erreichen wir eine Gemeinde in den Bergen, welche den Namen „El Cua“ trägt. Anscheinend ist diese Häuseransammlung ein wichtiger Handelspunkt für den Norden Nicaraguas. Immer wieder überrascht mich an diesem Tag die Unermüdlichkeit unseres Busfahrers, welcher nach so vielen Stunden konzentrierten Fahrens noch immer mit seinem Humor begeistern kann. In einer kurzen Führung erfahren wir unter anderem, dass sich die Frauen El Cua’s auf heroische Art und Weise in der Revolution verhielten, indem sie zum Beispiel verletze versorgten und damit den Unmut der Regierenden auf sich zogen. Um diesen Einsatz zu würdigen, hat man für sie ein Lied geschrieben. Anschließend finden wir Gelegenheit, unsere Unterkunft für diese Nacht näher zu betrachten. Angeblich triefen aus einigen Zimmerwänden merkwürdige Flüssigkeit und alles ist voller Haare, Kaugummis und anderer erregender Dinge, während mein Kämmerchen durch seine schlichte Sauberkeit besticht. Schlafen werden wir wahrscheinlich trotzdem wie die Steine.

-Sandro-

Bildschirmfoto 2016-02-23 um 22.09.57