Tag 6
Der Tag begann, wie es sich für Abenteurer unseres Gleichen gebührt, sehr früh. Wir hatten schließlich vor, uns in die erste Hauptstadt der Revolution zu begeben. Die Rede ist selbstverständlich von Leon. Wie jede Reise beginnt auch diese mit dem Ersten Schritt über die Schwelle der Tür, wo bereits die Microbusse warten. Diese Gefährte sollen uns und unsere Nicaraguanischen Gefährten in diese alte Stadt bringen. Unsere dortige Unterkunft ist ein Hostel, welches von einer Organisation namens Sonati geführt wird. Bei Sonati handelt es sich um eine non-profit-Organisation, welche sensibilisierenden Unterricht mit Kindern durchführt, um selbigen ein größeres Umwelt-und Nachhaltigkeitsbewusstsein beizubringen. Eine solche Sensibilisierungstour führen einige Mitarbeiter von Sonati mit uns durch. Dazu sahen wir uns als erstes den Fluss an, welcher durch Leon fließt, und auf den Namen „Rio Chiquito“ hört. Traurigerweise ist die Bezeichnung „Chiquito“, was so viel wie „winzig“ bedeutet, mehr als zutreffend, denn dieser einst so satte Strom gleicht nun eher einer jämmerlichen Pieselrinne als einem Fluss. Die Ursache dieser Katastrophe ist zum größten Teil der Müll und seine unsachgemäße Entsorgung. Wir erfuhren, dass der Fluss etwa sechs Monate brauchen würde, um sich allein aus seinen Quellen zu regenerieren. Dafür dürfte allerdings keine einzige Plastiktüte oder anderer Müll in den Fluss gelangen. Die nächste Station unserer Tour war eine Biokläranlage, welche die Abwässer aus den umliegenden Vierteln reinigen sollte. Dazu wurden die grauen Wasser zunächst in zwei große Becken aufgeteilt, in welchen sich die Hexensuppe aus verschiedensten Chemikalien erst einmal abreagieren soll. Dieser Atmungsprozess wird dadurch unterstützt, dass sich in den Becken Schildkröten und Krokodile befinden, welche durch ihre Bewegungen die Zirkulation des, nun ja, Wassers unterstützen. Nachdem das Wasser 15 Tage in dieser Grube vor sich hin siechte, darf es in das zweite Becken übersetzen. Dort wird die Flüssigkeit durch bestimmte Pflanzen weiter gefiltert. Dieser Prozess erinnert stark an die Anlagen, welche wir am Tag 1 unserer Reise auf der ökologischen Route besichtigt haben, welche das Seifenwasser für die Bewässerung von Pflanzen aufbereiten sollen.
Anschließend sahen wir uns einen Spielplatz an, dessen Bau von Sonati betreut wurde. Die Besonderheit dieser Einrichtung ist, dass darin über 600 alte Autoreifen einem neuen, hehren Zweck gewidmet wurden. Aber neben Reifenschaukeln, Reifenbergen und Reifenmäuerchen gab es auch viele kunstvoll angelegte Mosaike, in welchen andere Materialien wie Glas oder Flaschendeckel wiederverwendet wurden. An diesem Ort machten wir noch einige Aktivitäten zum Thema Müll und seinen Weg durch Wald und Fluss.
Später suchte unsere Gruppe sich auf dem Markt in Leon etwas zu essen. Anschließend teilten wir uns auf, um entweder die Festlichkeiten zu Ehren Rubén Darío`s zu genießen, dessen Tod die Menschheit vor genau hundert Jahren erschütterte, oder um sich anderweitig das abendliche Leon anzusehen.
Am Ende dieses Ereignisreichen Tages legten wir uns alle mit dem Kopf voller Eindrücke schlafen um das Erlebte im Traume zu sortieren.
-Sandro-