Tag 4
Heute morgen beim Frühstück hatten wir wieder einmal viel Spaß beim gemeinsamen Spanischüben und gingen noch einmal die Programmpunkte der nächsten Tage durch. Einige der geplanten Programmpunkte haben sich noch einmal verändert beziehungsweise verändern sich immer noch, deshalb sind wir jeden tag aufs Neue gespannt, was wir erleben werden. Heute stand für uns der erste Besuch in Dulce Nombre, dem Dorf unserer Partnerschule an. Gemeinsam mit den Nicas verbrachten wir dort einen erlebnisreichen Tag. Alles begann mit einer staubigen Busfahrt, denn wir verließen nun die gepflasterten Straßen und holperten durch Sand und Gestrüpp. Das Klima in Dulce Nombre ist um Einiges heißer, trockener und vor allem windiger als das in San Marco, obwohl beide Orte nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt liegen. Als wir vor der Schulbibliothek ankamen, wurden wir schon fröhlich erwartet und begannen mit ein paar gemeinsamen Spielen, die der Kommunikation jedoch noch nicht so wirklich auf die Sprünge halfen. Später sahen wir uns die Bibliothek genauer an, die einen wirklich schönen und liebevoll gestalteten Arbeitsplatz darstellt. Seit dem letzten Austausch 2013 wurde hier noch ein großer Aufenthalts-und Arbeitsraum angebaut, den die Schüler größtenteils mit Recyclingprodukten selbst gestaltet haben. Außerdem ist der Bau einer ökologischen Küche geplant, die den Schüler die Möglichkeit bieten, selbst Gerichte zu kochen, um diese dann zu verkaufen. Auch soll der Garten der Bibliothek noch weiter ausgebaut werden. Hier gilt es eine Recyclingmauer aus Plastikflaschen fertig zu bauen, um die Kühe des Nachbarn von den Pflanzen fern zu halten und die Fläche anschließend noch weiter begrünen zu können. Nachdem wir gemeinsam das Mittagessen vorbereitet und verspeist hatten, begannen wir mit einem Besenworkshop. Das Besondere an diesen Besen ist, dass sie fast ausschließlich aus natürlichen Materialen bestehen. Zwei „Besenpezialisten“ zeigten uns, wie man die Besen baut und am Ende hatten wir 8 Stück geschafft, von denen einer dem Kindergarten in unserer Schule geschenkt wird.
Danach hatten wir kurz Zeit uns ein bisschen um die Bibliothek herum umzusehen. Direkt daneben ist ein kleiner Bauernhof mit einigen Kühe, Schweinen, Hühnern und Pferden, von denen auch das ganze Dorf wimmelt. Man hat ein bisschen das Gefühl, in ein anderes Zeitalter gerutscht zu sein. Die Bibliothek ist mit Abstand das größte und neuste Haus im Dorf, sonst ist alles erschreckend ärmlich…
Am Abend haben wir den Nicas dann eine kleine Präsentation über Deutschland vorgestellt und bekamen im Gegenzug ein paar nicaraguanische Tänze und Lieder zu sehen und zu hören. Der Abend war sehr schön und ausgelassen, wir haben viel getanzt und gemeinsam mit ein paar Kindern auf der Straße Fußball gespielt. (Für alle früheren „Nicaraguareisenden“: Auch Silvert und Josel haben wir an diesem Abend getroffen und beiden scheint es ziemlich gut zu gehen!)
Schließlich haben wir uns dann auf die Gastfamilien aufgeteilt. Fiona, Frieda und Julia fuhren gemeinsam mit einem Großteil der Austauschschüler nach San Pedro, da viele Schüler dort wohnen und für den Unterricht nach Dulce Nombre kommen. Alexis, Sandro und wir (Lotta und Maggy) blieben in Dulce Nombre und bestaunten auf dem Weg zu unseren Gastfamilien den wunderschönen Sternenhimmel. Bei der Ankunft im Haus von Esperanza und Maria wurden wir liebevoll begrüßt und wurden gleichzeitig mit Armut konfrontiert, die wir so nicht erwartet hatten.
Das Haus bestand aus einfachen Steinmauern, die mit Wellblech abgedeckt waren. Die Türen waren kaputt, richtige Fenster gab es nicht der Boden war der selbe wie draußen. Es gab eine Hängematte, einen Kühlschrank, Plastikstühle und einen Tisch, aber ansonsten keine Schränke oder Dekorationen. Aus diesem Grund stutzten wir bei Anblick des Fernsehers und der großen Musikanlage. Bei Anblick des Hausschweines, sowie der Hunde und Hühnern, die durch die Küche rannten, ergab sich ein paradoxes Bild. Zum Abendessen bekamen wir Gallo Pinto und Besuch von Alexis und Sandro mit ihrem Gastbruder David. Während des Essens lief der Fernseher und Maria präsentierte uns die Küken, die gerade erst hinter dem Kühlschrank geschlüpft waren. Später spielten wir gemeinsam ein Kartenspiel und waren gezwungen, unsere Spanischkenntnisse auszubauen und anzuwenden, auch wenn es schwer fiel. Der Schock des Abend lauerte 8-beinig mit locker 10cm im Durchmesser hinterm Tischbein und wurde prompt von Maria mit einer Keule vernichtet. Auch das Plumpsklo und Zähneputzen im Freien waren ein Erlebnis, insbesondere als es plötzliche im Schatten des Hauses grunzte.
Zum Schlafen hatte uns Maria ihr Bett überlassen und so wären wir sicher erschöpft, erleichtert und dankbar sofort eingeschlafen, hätte der Hahn nicht schon um 0 Uhr unmittelbar neben unseren Köpfen mit Krähen begonnen.
-Maggy & Lotta-